Ich bin neugierig und so sehr fasziniert von diesem Leben und der Liebe, dass ich über den Tod schreiben muss. Die Endlichkeit und die Liebe, das sind Dinge, die jedes Leben und unser Verständnis davon maßgeblich beeinflussen. Auch meins. Zum Glück.
Mein Verständnis vom Schreiben
Ich bin Luna, mache irgendwas mit Bestattungen, habe gemeinsam mit einer tollen Kollegin und Freundin, ein Trauerzentrum mit einer hippiesk kreativen Ausrichtung in die Welt gesetzt und ich schreibe. Immer und schon immer. Was der Unterschied zwischen meinem 12-jährigen Autoren-Ich und meinem heutigen Schreib-Ego ist? Mittlerweile hab ich wirklich verstanden, dass ein Stift und ein Blatt Papier sowohl Heimat, Zuflucht als auch Rettung sein können. Mit einem Stift in der Hand bewegen wir so viel. Wir können entscheiden was wie bleibt und wie wir die Dinge und Gefühle intensivieren und konservieren. Schreiben hat für mich etwas von Zaubern, wenn ich die Kraft der Worte spüre, in den Texten anderer lese oder in Liedern höre. Manchmal können die richtigen Worte sogar ein Herz zusammenhalten.
Ich hab lange nur für mich geschrieben – bis zum Weihnachtsabend vor 3 Jahren. Ich schrieb ein Gedicht für meinen Vater – es war das erste Weihnachten ohne ihn. Bei diesem Akt ging es nicht um Kunst, sondern um die Verbundenheit. Ich schrieb und las ihn mit den Zeilen für einen Moment ganz in unsere Mitte, sodass er fehlte aber da war- irgendwo da, zwischen meiner Mutter und mir, diesen Zeilen und den letzten Stunden des Heiligabends.
Mittlerweile habe ich so viele Gedichte über Social Media oder in Gastbeiträgen veröffentlicht, sodass mir bestätigt wurde, was ich ahnte: Diese Verbundenheit entsteht durch das Aussprechen und Leben unserer Trauer. Diese Verbundenheit kann unter Fremden entstehen. Dann und wann schreibt mir manchmal jemand, dem ich noch nie zuvor begegnet bin, dass er sich selbst in meinen Zeilen erkennt, sich gesehen und verstanden fühlt und weiß, dass mindestens ein Herz hier auf dieser Erde genau das Gleiche gesehen, gefühlt und überlebt hat. Manchmal reicht genau das, um in Momenten der Trauer nicht aufzugeben. Dafür schreib ich.
Wo führt das hin?
Ich hab in meiner eigenen Trauer unendlich viel recherchiert. Ich wollte wirklich wissen wie ein gutes Leben funktionieren kann, wenn jemand stirbt, den man liebt. Das ist mein großer Auftrag und ich bin sehr froh, bis heute keine Antwort zu kennen. Ich vermute das gilt es jeden Tag auf’s neue herauszufinden. So schreibe ich immer weiter, mit offenem Herzen und auf der Suche nach all den Facetten der Endlichkeit, der Liebe, des Lebens und des Todes.
Das bin ich. Und was liebst du?